Die Geschichte der Legion begann mit dem Niedergang des wolsischen
Imperiums. Im Jahr 21 nach der Finsternis war ganz MAGIRA dem Wahnsinn
verfallen. Aus allen Herren Ländern zog es Krieger nach Hondanan,
dem alten Kontinent, von dem die Wolsi einst ausgezogen waren, die Welt
zu erobern. Seit damals strahlte der Ruhm und der Glanz des wolsischen
Imperiums über ganz MAGIRA, und viele waren bereits verlockt
worden, dort ihr Glück zu suchen.
Ganze Horden von
beutegierigen Männern und Frauen nach Süden auf, in ihrem
Tross der übliche Abschaum, der solchen Heerscharen immer folgt,
von ihren Herrschern und Lords angetrieben. Aus Albion, Ranabar, Erain,
dem Reich der Horde der Finsternis, Lugaristan, dem Reich der Toku und
Arknesse - von überall kamen sie, geblendet durch den Glanz
Magramors, voll Gier auf die Beute und den Reichtum, den sie sich
erhofften.
So rollte eine Welle Barbaren nach der anderen
gegen die Mauern Magramors, gingen ganze Berge an Onagergeschossen über
der leidgeprüften Stadt nieder. Aber was keiner für möglich
gehalten hatte, geschah:
Das hochmütige, dekadente
Magramor wehrte sich mit aller Macht und hielt den Gegnern stand.
Mächtige Magier traten an, überzogen die Pflaster
Magramors mit ihren Zaubersprüchen, versetzten Hunderte von
Belagerungstürmen vor die Stadt. Die Wehrgänge waren schon
besetzt, da wurden die Angreifer in einer gewaltigen Kraftanstrengung
wieder von ihnen geworfen.
Dann trat eine Kampfpause ein,
denn keiner war mehr fähig dazu, die Schlacht zu diesem Moment
fortzuführen. In dieser Zeit der Ruhe entschied sich das Schicksal
des wolsischen Imperiums und zugleich war es die Geburtsstunde der
LEGION.
Auf geheimnisvolle Weise wurde der Khadir von Esran
nach Magramor gebracht. Dort hatten sich die letzten Mächtigen des
Imperiums im alten Löwenpalast versammelt: Der MAGHAN, Esrat Ko,
Arathron, Xandur Wespar, Voina, Cerk Vandress, Zarathron. Ferner die
Abgesandten der Verbündeten: Aterias von der Bruderschaft der
Weisen, Lantagor aus dem Urland der Greifen. Allen war die Erschöpfung
anzusehen. Selbst dem geheimnisvollen MAGHAN, dem der Ruf vorauseilte,
nie zu erschöpfen, merkte man an, daß er des Kampfes müde
war.
Wer weiss, was in den Köpfen dieser Menschen
vorging, die sich anschickten Geschichte zu machen. War es allein die
Sorge um die Bevölkerung? War es die Erschöpfung nicht nur
gegen äussere Feinde zu kämpfen? War es die Taktik den Gegner
ins Leere laufen zu lassen?
Niemand weiss darum, doch wurde
in dieser Nacht das Ende des Wolsischen Imperiums beschlossen und
gleichzeitig sein Nachfolge bestimmt:
Esran, das Reich aus der Wüste.
Am nächsten Morgen wehte die Fahne Esrans über
Magramor und die Kerntruppen der Verteidiger waren verschwunden. Noch
war die Situation kritisch, niemand wusste, was die Gegner tun würden.
Aber schon bald zeigte sich, dass dies das Ende der Kämpfe war. Der
Frieden zog wieder ein auf Hondanan, aber was sollte dieser Frieden
bringen? Esran war ein Gigant auf tönernen Füssen, in seiner
urplötzlichen Grösse verwundbar für jeden Angriff von
aussen. Und wo waren die Truppen, die einst Magramor verteidigten, wo
der MAGHAN und seine Getreuen? Und mit ihnen waren Tausende von
ehemaligen Bürger verschwunden. Bürger, die vor dem letzten
Tag noch am Leben waren.
Gerüchte sprachen von
unterirdischen Kammern und Höhlen, von gigantischen Lagerhallen und
geheimen Schiffsankerplätzen in der Mündung des Hondior. Es
gab seltsame Erzählungen von Schiffen der wolsischen Flotte, die südlich
der Küste Hondanans gesichtet worden waren. Ein Gefühl
breitete sich aus, dass die alten Mächte Wolsans nicht einfach die
Flucht ergriffen hätten. Gerüchte entstanden auf ganz Magira,
die von den schwarzen Heerscharen des MAGHANs erzählten, die an
vielen Orten gesichtet worden wären, still, schweigend, wartend...
So verging ein Jahr des bangen Wartens, was die Zukunft bringen würde.
öberall im Reiche Esrans waren Auflösungserscheinungen zu
beobachten und so tat Tirson Resadii, was er tun musste und trat
Magramor an den Löwen ab. Dieser feierte seinen Einzug als Heimkehr
an die alte Stätte seines Wirkens, aber warum blieben die Menschen
der Stadt so stumm, so ohne Freude?
Vielleicht richteten sie
ihre Blicke lieber nach Westen, auf die Vulkaninsel Pfrtlpmpf.
Im Jahr 22 n.F. zeigte sich nun der Plan, der in den letzten
Kriegstagen des alten Wolsischen Reiches ersonnen worden war. Die LEGION
des MAGHANs schiffte sich auf den alten, in aller Stille und
Verborgenheit reparierten Schiffen des zusammengebrochenen Imperiums
ein, verliess die Katakomben unter der Stadt und siedelte über auf
die Vulkaninsel, die so einmal mehr ihren Besitzer wechselte.
Ihnen folgten von Hondanan viele Wolsi, die mit der Herrschaft des Löwen
nicht einverstanden waren, die unter dem Joch der Qun stöhnten oder
sich die religiöse Indoktrinierung durch die Esraner nicht bieten
liessen.
Es folgten zwei Jahre des raschen Inbesitznehmens,
des Ansiedelns und der Unterdrückung der Urbevölkerung. In
ihrem uralten Hochmut nahmen sich die Wolsi das Land, das sie wollten,
ohne auf die alten Rechte der Huas zu achten.
Schon oft waren
die Huas besiegt und unterdrückt worden, und so hatten sie eine
lange Tradition des Untergrundkampfes und der versteckten Rebellion.
Aber wie es nun geschah, war es ihnen noch nie ergangen.
Für
die vorhergehenden Eroberer waren sie nur ein vorgeschobener
Beobachtungsposten gewesen, aber nach dem Willen der hereinströmenden
Wolsi sollten die Vulkaninseln zu deren neün Heimat werden.
So spielten sich zwischen den beiden Völkern Szenen von
ungeahnter Grausamkeit ab. Jegliche Zurückhaltung wurde
fallengelassen und alle mässigenden Stimmen auf beiden Seiten
schien die Kraft zu fehlen. Immer wieder kam es zu Massakern, Angriffen
und Gegenschlägen. Die Vulkaninseln schienen in einem Chaos zu
versinken.
Je stärker die Rebellen wurden, desto
dreister wurden ihre Aktionen. Die Legionen beherrschten das Feld und
das offene Land, aber die Huas herrschten in der Nacht und in den Städten.
Kein Wols konnte in Nga unbewaffnet auf die Strasse gehen.
Der Ausbruch des Vulkans Pfrtlboing war für die Huas das letzte
Zeichen, dass die Götter zornig waren und den Tod der Invasoren
forderten. Beinahe täglich geriet eine Kohorte in den Hinterhalt,
wurde eine Patroullie vernichtet.
In ganz Nga hielt man den
Atem an, als plötzlich die Quadriga des MAGHANS aus den Toren des
Palastes preschte. Der MAGHAN alleine lenkte sie und sein Ziel war der
Vulkan. In den darauffolgenden Tagen geschah nichts auf den Inseln, kein
Attentat, kein Blutbad, kein Standgericht. Es schien als wartete alles
auf das Ergebnis der Ausfahrt.
Als nach fünf Tagen der
Pfrtlboing wieder ausbrach, auf einem Lavastrom ein "Sohn des
Feuers" aus dem Vulkan gespühlt wurde und nichts von Imperator
MAGHAN zu sehen war, da schien das Ende der LEGION gekommen. Doch einen
Tag später fuhr der MAGHAN auf seiner Quadriga in Nga ein, bei ihm
auf dem Wagen der wiedererwachte Malberic. Für die Huas war dies
ein Wunder. Der Vulkan schwieg jenes Wesen, der MAGHAN, schien ihn
besiegt zu haben. In Ehrfurcht nannten sie ihn nur noch den Herr des
Feuers, den Hüter der Flamme und den Bezwinger des Vulkans.